Freitag, 8. Oktober 2010

Tropische Stadtmusik

San José - Costa Rica

Den Rucksack voller Fruchtschmauss und mit futuristischer Musik in den Ohren schlendere ich betont langsam durch die Hauptmarktstrasse. Ich versuche den Punkt zu treffen, an dem die beiden geschaeftigen Menschenstroeme in entgegen gesetzter Richtungen aneinander vorbei sausen. Zeit! Keine Eile. Ich pfeife breit und grinse laut.
Mein Glueck kann ich mir schustern, nur den richtigen Takt brauche ich dazu.

An der Kreuzung halte ich inne, verschenke ein Laecheln. Ich schnalze gelassen zur Musik und lasse die selbstmordattentaeterischen Autokarawanen vorueber ziehen. Zeit! Keine Eile. Die Stadt liegt mir zu Fuessen, wenn ich nur will.

Der erste Tropfen faellt - mehr Eile ueberall - Zeit! Ich oeffne meinen Regenschirm und blicke Richtung Berge. Uebergruene Blaetterseen blicken zurueck, wolkenverschleiert.
Saeufzend mache ich mich auf den Weg.
Daheim reisse ich die Fenster auf und die Knoepfe aus den Ohren.
Zigarettenrauch kraeuselt sich gelassen an den Fenstergittern vorbei ins Freie.
Dunkelheit hat das Wolkengrau ersetzt und das Laternenlicht spiegelt sich in abertausend Tropfen, die sich muede an die Stromleitungen klammern.

Ich schaue auf die Uhr, es ist Zeit. Munter ueber Pfuetzen und Abfall springe ich der Kneipe am Ende der Strasse entgegen. Marcos begruesst mich herzlich, beide seiner Haende umfassen meine.
Keine Eile, sagt sein Blick.
Der Strom faellt aus - Dunkelheit.
Zwei bucklige Musiker aus der Karibik sind unbeeindruckt. Den Takt haltend, ohne Stress - Zeit!
Unwillkuerlich muss ich leise lachen.

Leben zur eigenen Musik